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Tag der Kärntner Volkskultur: Geschichtsverein lädt zur Steinbier-Verkostung

Veranstaltung am 4. Juni im Freilichtmuseum Maria Saal. Quiz mit Buchgewinnmöglichkeit am Vereinsstand. Graffiti-„Erfinder“ Kyselak schmeckte Kärntner Steinbier nicht.

Am Sonntag, 4. Juni, findet im Freilichtmuseum Maria Saal der „Tag der Kärntner Volkskultur“ statt. Bei freiem Eintritt wird ein vielfältiges Programm für Jung und Alt geboten. Organisiert wird der Tag von der ARGE Volkskultur und der Kulturabteilung des Landes Kärnten. Erstmals mit einem eigenen Stand dabei ist auch der Geschichtsverein für Kärnten. „Wir werden zeigen, dass Geschichtsforschung ganz und gar nicht trocken, sondern vielfältig und spannend ist“, sagt Geschichtsvereins-Direktor Wilhelm Wadl. So wird es unter anderem ein Geschichts-Quiz geben, bei dem man das Buch „Zeittafel zur Geschichte Kärntens“ gewinnen kann. „Außerdem wird an unserem Stand ein Steinbierbrauer zeigen, wie man dieses früher in Kärnten weit verbreitete Getränk herstellt. Natürlich können es die Besucherinnen und Besucher auch verkosten“, verrät Wadl.

Mit der Geschichte des Steinbieres in Kärnten hat sich Mathias Kuchernig aus Griffen auseinandergesetzt. Er ist Beirat im Geschichtsverein für Kärnten und arbeitet als Bezirksstellenkoordinator für Wolfsberg und Völkermarkt bei den Kärntner Volkshochschulen. „In Kärnten war das Steinbier bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts die einzig erzeugte Biersorte, wenngleich es in den Quellen meistens nicht explizit als solches genannt wird“, erklärt er. Es wurde immer wieder als typisches Getränk für die slowenischsprachigen Teile Kärntens bezeichnet und die Steinbierproduktion hatte auch ihr Zentrum in den slawisch-geprägten Gegenden Mittelkärntens. Laut Kuchernigs Recherche gab es aber auch deutschsprachige Gebiete, wie die Gegend um Ossiach, in der die Steinbierproduktion belegt ist. „Von der Ossiacher Herrschaft wurde die eigene Steinbierbrauerei bereits vor 1803 aufgelassen. Sie bezog danach das Bier von 15 Steinbierbrauern, die insgesamt 116 Hektoliter pro Jahr produzierten“, so der Historiker.

„Gar nicht geschmeckt hat das Steinbier hingegen dem Wiener Hofkammerbeamten und Reiseliteraten Joseph Kyselak (1798-1831). Der gilt übrigens als ein ‚Erfinder‘ des Graffitis, weil er auf Reisen und Wanderungen seinen Namen in Großbuchstaben hinterlassen hat“, erzählt Kuchernig. Nach seinem 1825 durch Kärnten absolvierten Streifzug beschrieb Kyselak das Steinbier als das elendste Getränk, „welches je auf der Welt gekünstelt werden kann.“ Und er fuhr fort: „Nur Menschen, welche nie etwas besseres getrunken, und das in der That äusserst schlechte Wasser nicht immer geniessen wollen, können es für etwas Besseres halten.“ Kyselak behauptete zudem, die Wirte würden das Steinbier nie in klaren Gläsern, sondern immer in schwarzen Krügen servieren, damit man den Inhalt weniger gut sehe.

„Das Steinbier am Stand des Geschichtsvereines wird man aber bestimmt nicht in schwarzen Krügen verstecken müssen“, versichert Kuchernig. Er selbst ist zwar eher Weintrinker, hat aber auch zehn Jahre lang am Münchner Oktoberfest gearbeitet. Zur Herstellung des Steinbieres zitiert er nochmal Kyselak. Nach dessen Beschreibung wurden zunächst Steine in brennenden Holzhaufen zum Glühen gebracht. In einem, meistens aus Eichenholz hergestellten, hölzernen Bottich wurde ein Wasseraufguss über Gerste, Hafer, Weizen, Hopfen, Wacholderbeeren und Kräutern gemacht und die glühenden Steine wurden hineingelegt. Wenn diese erkaltet waren, nahm man sie heraus, brachte sie wieder zum Glühen und gab sie erneut in den Sud, bis dieser kochte. Kyselak schrieb zudem, dass „einige gebildete Männer“ Steinbier regelmäßig als Medizin tränken und sich bestens fühlen würden. „Tatsächlich wurde Steinbier immer wieder als gesundes Getränk beschrieben, so beispielsweise in einem Aufsatz aus 1851, in dem es als gesundes, nahrhaftes, durststillendes und stärkendes Getränk gepriesen wurde. Diese gesundheitsfördernde Wirkung wurde dem Steinbier aufgrund der unvollständigen Vergärung und der damit nicht vollständig suspendierten Hefe zugeschrieben“, erklärt Kuchernig.

Während der Teuerungsjahre zwischen 1815 und 1818 hielt das Steinbier auch Einzug in die Städte. In Klagenfurt wurden beispielsweise 1820 täglich 3.746 Liter Steinbier konsumiert, konnte der Historiker herausfinden. Dazu kamen noch ca. 850 Liter Kesselbier, sodass der Klagenfurter Bierverbrauch knapp 4.600 Liter pro Tag betrug – und das bei rund 10.000 Einwohnern. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen Produktion und Konsum des Steinbieres stark zurück, im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion aus Mangel an Rohstoffen vollständig eingestellt. „Erst vor kurzem wurde die alte Steinbier-Tradition wiederbelebt. Am ‚Tag der Kärntner Volkskultur‘ in Maria Saal wollen wir als Geschichtsverein gerne einen Einblick darin geben“, so Kuchernig.

Informationen unter: https://geschichtsverein.ktn.gv.at/

Am „Tag der Kärntner Volkskultur“ gibt der Geschichtsverein für Kärnten einen Einblick in das Steinbierbrauen – und man kann das Bier auch verkosten. © Geschichtsverein/Roland Bäck
Am „Tag der Kärntner Volkskultur“ gibt der Geschichtsverein für Kärnten einen Einblick in das Steinbierbrauen – und man kann das Bier auch verkosten. © Geschichtsverein/Roland Bäck

Redaktion: Markus Böhm, Pressereferent und Mitglied im Beirat des Geschichtsvereines

Rückfragen:

Geschichtsverein für Kärnten
geschichtsverein@landesmuseum.ktn.gv.at
Tel.: 0463 536 – 30573

© Geschichtsverein für Kärnten
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